Mitte/Ende Mai ist der Zeitpunkt an dem das Herz eines jeden Gärtners und Liebhabers der Pflanzenwelt höher schlägt. Dann können wir uns nämlich von den letzten Frösten verabschieden und fröhlich die warmen Temperaturen begrüßen. Im Anbau von Gemüse, Blumen und Obst gelten die Eisheiligen als Indikator dafür, wann der Zeitpunkt gekommen ist, um die liebevoll großgezogenen Pflänzchen endgültig ins Freiland zu setzen. Doch was hat es mit den Eisheiligen auf sich? Ist es eine alte Bauernweisheit oder gar ein Naturphänomen?
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Was sind die Eisheiligen?

Die Eisheiligen bezeichnen einige Kalendertage im Jahr in der Mitte des Monats Mai. Die Tage sind nach verschiedenen Heiligen benannt und sollen die letzten Fröste in ganz Mitteleuropa ankündigen.
Der Mythologie nach bringen sie also eisiges Wetter mit sich und ziehen dann weiter, sodass es sommerlich warm werden kann. Daher kommt auch der Name der Eisheiligen.
„Pankraz, Servaz, Bonifaz machen erst dem Sommer Platz.“
Altes Sprichwort
Wie kommt man auf den Zeitpunkt?

Tatsächlich gehen die Eisheiligen auf die Erfahrungswerte, Beobachtungen der Wetterlage und entsprechende Überlieferungen der letzten Jahrhunderte zurück.
Oftmals traten im Mai noch Kaltluft-Vorstöße auf, die frostige Nächte mit sich brachten. Sind Nachtfröste Anfang Mai noch häufiger, so wird im Verlauf der Monats Mai die Wahrscheinlichkeit, dass Bodenfröste auftreten aber immer geringer. Beobachtungen der letzten 50 Jahre zeigen jährlich ein ähnliches Ergebnis zur Häufigkeit des Auftretens von Nachtfrösten. So sind es um die Eisheiligen herum noch um die 20 % und gegen Ende des Monats nur mehr um die 5 %.
Die Eisheiligen haben ihre festen Kalendertage vom 12. bis 15. Mai in Österreich und der Schweiz und starten einen zusätzlichen Tag früher in Deutschland, also 11. – 15. Mai.
Eisheilige | Datum |
Mamertus oder Mamerz (nur in Deutschland) | 11. Mai |
Pankratius oder Pankraz | 12. Mai |
Servazius oder Servaz | 13. Mai |
Bonifatius oder Bonifaz | 14. Mai |
Die kalte Sophie – die letzte der Eisheiligen | 15. Mai |
„Mamerz hat ein kaltes Herz.“
Altes Sprichwort
Oft wird auch von den (vier oder drei) Eismännern gesprochen, dann fehlt schlicht und einfach die kalte Sophie in der Aufzählung. Spricht man von den drei Eisheiligen, so werden meist Pankraz, Servaz und Bonifaz gemeint sein.
Good to know - Gut zu wissen Im 16. Jahrhundert wurde vom Julianischen auf den Gregorianischen Kalender umgestellt, wodurch sich der Zeitpunkt der Eisheiligen damals und heute eigentlich unterscheiden.
Mythos oder brauchbarer Richtwert?

„Möglicherweise haben unsere Vorfahren das Wetter wirklich sehr gut beobachtet und eine meteorologische Besonderheit entdeckt, denn im Mai heizt sich der europäische Kontinent deutlich schneller auf als das umgebende Meer. An der Grenze der warmen und kalten Luftmassen entstehen Tiefdruckgebiete, die polare Kaltluft bis nach Mitteleuropa bringen können. Es ist gut möglich, dass auf Grund von konstanten Faktoren wie Sonnenstand und der Land-Meer-Verteilung dieser Mechanismus gehäuft zu Kaltlufteinbrüchen in der zweiten Maihälfte führt. Eine fundierte Untersuchung gibt es dazu aber noch nicht.“
ZAMG-Experte Alexander Orlik
Schon immer haben die Eisheiligen vor allem deshalb so einen hohen Stellenwert in der Landwirtschaft gehabt, weil im Mai noch durch den möglichen frostigen Polarlufteinfluss ein kritischer Zeitpunkt im Anbau von Gemüse und Obst besteht. Es gilt abzuwägen:
- Nicht zu früh raussetzten: Im eigenen Garten möchte niemand die empfindlichen jungen Pflanzen zur früh in die Erde bringen und sie damit zu früh den Einflüssen der Umwelt, insbesondere frostigen Temperaturen, zu überlassen.
- Wachstum anspornen: Gleichzeitig kann es aber bei mildem Wetter ein ganz schöner Wachstumsvorsprung sein, wenn die Pflänzchen sich im Freiland schon voll entfalten dürfen. Das kann die Ernte-Phase positiv beeinflussen.
Wenn es aber noch einmal so richtig kalt wird, kann es sein, dass die Pflänzchen Schäden durch Frost erleiden und damit Ernteausfälle am Programm stehen. Das hieße wiederum: Die ganze Mühe die jungen Pflänzchen großzuziehen war umsonst. Schlimm genug – An alte Zeiten, wo das Überleben der Menschen teils von der Selbstversorgung abhing, mag man an dieser Stelle gar nicht zurückdenken.

Schwierig ist es mit dem Frost auch mit empfindlichen Pflänzchen und Obstgehölzen die schon Blüten ausgebildet haben, denn die können den Frost auch nicht ab. Das kann einen ordentlichen Rückschritt bedeuten, denn es kann dauern bis sich wieder Blüten ausbilden und sich die Pflanze vom Frostschock erholt hat.
Wie kannst du sicher sein?
Temperatur- und Kilmaveränderungen auf der ganzen Welt haben sich über die Jahre auch so ausgewirkt, dass Fröste schon Mitte Mai immer weniger auftreten. Auch wenn es eher selten zum Bodenfrost im Zeitraum der Eisheiligen kommt, kann es aber dennoch vorkommen. Noch immer ist es also ein guter Richtwert für den ersten Auspflanz- und Aussaatzeitpunkt der Sommergemüse & -blumen die Eisheiligen abzuwarten.
„Vor Nachtfrost du nie sicher bist, bis die Sophie vorüber ist.“
Alte Bauernweisheit
Wenn du lieber auf der sicheren Seite sein möchtest und dich nicht auf die frostigen Brüder und Schwestern verlassen möchtest, dann setze deine Jungpflanzen erst Ende Mai ins Freiland oder schützte sie zB mit einem Vlies. Laut dem Klima-Experten der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) Alexander Orlik ist der Zeitraum zwischen dem 20. & dem 25. Mai nämlich ebenfalls einer kritischer Zeitpunkt.
„Betrachtet man den Verlauf der mittleren Tagestemperatur im Mai basierend auf den Daten der letzten 50 Jahre, dann erkennt man einen sehr markanten Temperatureinbruch. Der findet aber nicht zu den Eisheiligen statt sondern in etwa zwischen 20. und 25. Mai. Das würde gut damit zusammenpassen, dass im Rahmen der Gregorianischen Kalenderreform zehn Tage ausgelassen wurden und sich daher die Eisheiligen im Kalender um etwa zehn Tage von ihrem meteorologischen Eintreffen entfernt haben.“
ZAMG-Experte Alexander Orlik

Wie schützt du deine Jungpflanzen?
Hier noch einige Ideen, wie du deine Pflanzen, die du schon ins Freiland gepflanzt hast vor Frost schützen kannst:
1. Einzelne Pflanzen
Über einzelne Pflanzen können Kartons aus Pappe oder Hütchen aus Zeitungspapier gestülpt werden. Am besten beschwerst du das Ganze dann noch mit etwas Schwerem, wie zB einem Stein, damit es nicht davon fliegt.
2. Beete oder größere Flächen
Größere Flächen oder größere Pflanzen kannst du mit einem Gartenvlies vor Frösten schützen. Das Vlies sollte nach Möglichkeit nicht auf den Pflanzen aufliegen, um es zu vermeiden, damit die Pflänzchen, wenn es schneit, durch die Schneelast zerdrückt werden. Die Enden des Vlieses können mit Holzbrettern beschwert werden, damit es auch bei Wind an Ort und Stelle bleibt.
3. Frühbeetkasten
Frühbeet-Kästen sind robust und langlebig. Du kannst sie selbst bauen, wenn du handwerklich begabt bist, oder einfach im Baumarkt und Gartenhandel erwerben. Oft gibt es zum Hochbeet auch den genau passenden Frühbeetkasten zu kaufen.
Regelmäßig belüften nicht vergessen
Es gibt solche Frühbeetkästen auch mit hydraulischer Belüftung, das heißt der Deckel des Kastens öffnet sich automatisch, wenn es draußen warm genug ist und schließt sich wieder, wenn die Temperaturen sinken. Alternativ solltest du die Deckel der Kästen regelmäßig selbst öffnen, um durch Luftzirkulation Pflanzenkrankheiten und Schimmelbildung vorzubeugen.
4. Gewächshaus
Hoch empfindliche Pflanzen solltest du ins Glas-Gewächshaus räumen oder dein (Hoch)Beet zB mit einer Gewächshaushaube schützen.

Wer sind die Eisheiligen?
An der Zahl gibt es in Deutschland 5 und Österreich und der Schweiz 4.
- Mamertus (nur in Deutschland)
- Pankratius oder Pankraz
- Servazius oder Servaz
- Bonifatius oder Bonifaz
- Die kalte Sophie – die letzte der Eisheiligen
Mamertus und Servazius waren Bischöfe im vierten und fünften Jahrhundert, und die anderen sind als Märtyrer für ihren Glauben gestorben. Sie alle wurden heilig gesprochen und in ihrem Gedenken stehen die Tage im Mai.
„Pankraz und Servaz sind zwei böse Brüder, was der Frühling hat gebracht, das zerstören sie wieder.“
Altes Sprichwort
Fazit
Es ist also wirklich was dran an dem „Warten bis nach den Eisheiligen„. Zwar ist klar, dass man sich auf die genauen Tage nur bedingt verlassen kann, dennoch gibt es jedes Jahr um die Mitte des Monats Mai herum die letzen Fröste, darauf ist also tatsächlich in der Regel Verlass.