PRAXISERPROBT • • • GÄRTNERN MIT LEIDENSCHAFT • • • EINFACH ERKLÄRT

Jungpflanzen 1×1: Alles rund um die Anzucht & Pflege (inklusive Geheimtipp)

Lesezeit: 7 Minuten

Frühlingserwachen schon im Januar/Februar? Klar! Bereits in den ersten Monaten des Jahres kannst du mit dem Gärtnern starten… und zwar mit der Jungpflanzenanzucht! Wen es schon am Jahresbeginn in den Finger kribbelt, der wird nicht enttäuscht, denn mit etwas Hilfe von Zusatz-Beleuchtung und vielleicht einer Wärme-Matte kann auch der größte Sonnenanbeter aus dem Süden schon Indoor vorgezogen werden. Wir berichten dir was du dazu wissen musst.

Die 3 größten Vorteile der Jungpflanzenanzucht

  1. Du sparst wertvolles Geld: Jungpflanzen zu kaufen, kann schon mal ins Geld gehen. Ein Saatgutpäcken wird in vielen Fällen die günstigere Variante sein.
  2. Du sparst kostbare Zeit: Die Pflanzen haben einen zeitlichen Vorsprung. Sie sind bereits weiter entwickelt und tragen früher Früchte. Daher ist es auch möglich in kühleren Gegenden mit kürzeren Sommern Südpflanzen wie Tomaten, Chilis, Melonen und co. anzubauen & zu ernten.
  3. Du kannst eine atemberaubende Vielfalt & riesige Auswahl entdecken
    • Biologisches Saatgut,
    • Samenfestes Saatgut,
    • allerlei Gemüse-Farb-Varianten,
    • unterschiedlichste Geschmackserlebnisse sowie
    • neue und alt bewährte Sorten, die du im Setzlingshandel nicht kaufen kannst.

Der Aussaatzeitpunkt – Überblick

Ob du Pflanzen im Frühjahr, im Sommer oder im Herbst pflanzen kannst hängt von verschiedenen Faktoren ab. Neben der Entwicklungsdauer von den Präferenzen der Pflanzen betreffend Lichtverhältnisse, Temperaturen und Standort. Hier erfährst du das wichtigste über die Jungpflanzenanzucht für das Frühjahr und den Sommer!

Mit den Wintergemüsen solltest du im Mai/Juni/Juli starten, wenn es im Garten gerade richtig rund geht. Wir haben für dich auch einen eigenen Beitrag zum Thema Anbau von Wintergemüse erstellt.

Die Sonnenanbeter

Was du im Januar/Februar Indoor vorziehen kannst, weil die Pflanzen lange für die Entwicklung brauchen:

  • Chili
  • Paprika
  • Aubergine/Melanzani
  • Physalis
  • Tomatillo
  • Zwiebeln aus Saatgut
  • Sommer-Lauch/Sommer-Porree

Diejenigen unter euch, die es ganz wild vermissen mit dem Händen in der Erde zu arbeiten, können auch schon Ende Dezember mit der Indoor-Anzucht oder Anzucht im beheizten Gewächshaus starten. Das beschert den oben aufgezählten Pflanzen einen ordentlichen Vorsprung, braucht aber auch die nötige Infrastruktur (künstliches Licht, Beheizung, etc.) und den Platz.

Pflanzen für das Frühbeet oder Gewächshaus

Pflanzen, die du schon im Januar/Februar Indoor vorziehen kannst, weil du ein Frühbeet oder unbeheizte Gewächshaus hast und die Pflänzchen dann im Februar/März/April schon dann dort auspflanzen kannst:

  • Frühe Salate
  • Frühe Kohlsorten (zB früher Blumenkohl, früher Wirsing, früher Kohlrabi)
  • Rote, Gelbe, Pinke Beete

Die ganz Harten

Nur die Harten kommen schon früh direkt ins Freie bzw. in den Garten. Je nach Schneelage, Temperatur und Witterungsbedingungen ab Januar/Februar/März.

  • Dicke Bohne
  • Frühe Radieschen zB die Sorte Eiszapfen

Unsere Top 10 Tipps – Was du für die Anzucht brauchst

Mehrere junge Chili-Pflänzchen
  1. Viel Licht
  2. Die richtige Erde
  3. Die richtige Bewässerung
  4. Ausreichende Belüftung
  5. Die entsprechende Keimtemperatur
  6. Pflanzgefäße
  7. Platz
  8. Das richtige Saatgut
  9. Muse
  10. Zeit

Viel Licht

Vor allem für die Anzucht so früh im Jahr, wie im Januar/Februar kommst du fast ohne künstliche Zusatzbeleuchtung nicht aus. LED-Panele (Energiesparender) oder andere Pflanzenlampen sind eine gute Variante, um eine 12 – 16 Stündige Belichtung für die jungen Pflanzen zu gewährleisten.

Später im Jahr, etwa im März, kannst du deine jungen Pflänzchen auf der Fensterbank großziehen. Schließlich werden die Tage zu dieser Zeit schon länger und bringen um die 12 Stunden Tageslicht mit sich. Am besten eignet sich dafür ein südlich gelegenes Fenster. Vor allem für Tomaten ist der März die perfekte Vorzieh-Zeit.

Die richtige Erde

Nährstoffarme Aussaat-Erde, Kräutererde, Kokos-Substrat oder selbstgemischte Varianten für die Aussaat. Wenn du nichts anderes zur Hand hast, kannst du auch vor allem für Starkzehrer-Pflanzen Gemüseerde nehmen. Beachte dabei aber zweierlei:

  1. Überfordere die jungen Pflänzchen nicht mit zu viel Nährstoffen. Schließlich willst du, dass das Wurzelwachstum angeregt wird. Frische Komposterde etwa ist sehr nährstoffreich und wäre eine zu scharfe Erde für die Jungpflanzenanzucht.
  2. Die Erde in der du deine Jungpflänzchen großziehst sollte etwas mehr Feuchtigkeit speichern können, als „normale“ Erde. Sonst musst du ständig gießen oder wenn dir die fragilen kleinen Pflänzchen komplett austrocknen einen neuen Versuch starten, denn dann werden sie in der Regel nicht mehr zu retten sein.

Die richtige Bewässerung

Gerade bei der Aussaat ist es wichtig den Saatgutkörnchen eine gleichmäßig feuchte Umgebung zu bieten, damit sie gut keimen. Das Saatgut sollte niemals austrocknen, aber auch vor Schimmelbildung, wenn es zu feucht wird, sollte man sich in Acht nehmen.

Zudem kann das Saatgut klein & fein sein und leicht weggeschwemmt werden beim Angießen. Das kannst du vermeiden…

  1. …indem du die Erde etwas andrückst, nachdem du die Körnchen darin eingesetzt hast und
  2. zB eine kleine Gießkanne mit feinem Brauseaufsatz oder spezielle Ballbrause bzw. Pflanzenbrause verwendest. Bei Lichtkeimern (zB Salat), die ja gerne für die Keimung einfach frei auf der Erde liegen, verwendest du am besten Sprühfalschen für die Bewässerung.
Recycling Tipp: Wenn du eine alte PET-Flasche hast, kannst du einfach ein paar feine kleine Löcher in den Schraubdeckel bohren, damit ein feiner Brausekopf entsteht. Dann befüllst du die Plastik-Flasche mit Wasser und kannst sie ähnlich wie eine Ballbrause bzw. Pflanzenbrause für das Angießen der feinen Saatgutkörnchen nutzen.

Wir haben eine kleine Kindergießkanne mit feiner Brause speziell für die Jungpflanzen in Verwendung. Daneben setzen wir auf wiederverwendbare Sprühflaschen.

Erfahrungen bei der Jungpflanzen-Anzucht im Flaura Garten
Top-Tipp: Später, wenn die Pflänzchen schon etwas gewachsen sind, solltest du das Bilden von starken Wurzeln anregen. Das machst du etwa indem du das Gießwasser in eine Wanne gibst, die unter dem gelochten Planzgefäß steht und nicht mehr direkt ins Gefäß. So müssen die Pflänzchen nach unten Wurzeln, um sich selbst mit Wasser versorgen zu können.

Ausreichende Belüftung

Gerade dann, wenn du ein Anzucht-Gewächshäuschen für die Anzucht verwendest solltest du auf eine regelmäßige Belüftung achten um Krankheiten und Schimmelbildung vorzubeugen.

Daneben solltest du bedenken, dass deine Pflanzen später in rauen Umwelteinflüsse überleben sollen. Verwöhnst du die Jungpflänzchen zu sehr mit einer lauschigen Umgebung im Anzuchthäuschen ohne die Haube je abzunehmen, bekommst du wahrscheinlich schwache Pflanzen.

Die entsprechende Keimtemperatur

Beachte bei der Anzucht von Jungpflanzen immer die jeweilige Keimtemperatur. Während es die Chili bei 20 – 25 °C am liebsten hat, so mag es die rote Bete etwa lieber etwas frischer und keimt ab ca. 12 °C. Diese Information findest du in der Regel direkt am Saatgut-Tütchen.

Wir haben im Keller so um die 13 – 16 °C, was die meisten Pflanzen für die Keimung mögen. Daher ziehen wir die Pflänzchen im Keller vor. Vielleicht ist das ja auch für dich der geeignete Ort?

Diejenigen Pflanzen, die es wärmer mögen, verwöhnen wir mit einer Heizmatte und /oder einem Anzucht-Gewächshaus, um die entsprechenden Temperaturen für die Keimung zu erreichen.

Erfahrungen bei der Jungpflanzen-Anzucht im Flaura-Garten

Wenn du eine Heizmatte für die Pflanzenkeimung verwendest, solltest du nicht vergessen die fröhlich gekeimten Jungpflänzchen später wieder in eine etwas kältere Umgebung zu stellen. Am besten dann, wenn du die gut entwickelten Keimlinge in größere Gefäße topfst.

Pflanzgefäße

Die kleinen Saatgutkörnchen brauchen nicht allzu viel Platz, daher reichen am Anfang kleine Pöttchen/Töpfchen. Wenn die Jungpflanzen dann etwas gewachsen sind können sie in etwas größere Gefäße pikiert werden. Pikieren ist der Fachjargon für das Vereinzeln der Pflänzchen, sodass sie genug Platz haben um weiter zu wachsen und sich gesund zu entwicklen. Auch wenn es das Herz natürlich schmerzt, ist das Vereinzeln auch der richtige Zeitpunkt um die Spreu vom Weizen zu trennen. Sprich die starken jungen Pflänzchen zu behalten und die schwächlichen Keimlinge auszusortieren. Das ist leider nötig, damit du später auch wirklich etwas von deinen Pflanzen ernten kannst, denn schwache Pflanzen neigen zu Entwicklungsschwäche & Krankheitsanfälligkeit. Vor allem Pflanzenkrankheiten wie Pilzkrankheiten können sich sehr schnell verbreiten und auch gesunde Nachbar-Pflanzen befallen

Recycle-Tipp: Behalte nach dem nächsten Einkauf einfach die Schalen auf in denen man Champignons, anderes Gemüse oder frische Beeren kaufen kann. Sie eignen sich prima für die Jungpflanzen-Anzucht.

Wenn du gut im Basteln bist kannst du dich etwa an Töpfen aus Zeitungspapier oder leeren WC-Papier-Rollen versuchen. Daneben eignen sich auch alte Eierkartons als Pflanzgefäß für die Jungpflanzen-Anzucht.

Hier kannst du dir ein Video ansehen, wie du die Töpfchen aus Zeitungspapier ganz einfach selbst formen kannst:

Platz

Vor allem wenn du früh mit der Jungpflanzenanzucht beginnst, solltest du bedenken, dass die Pflänzchen immer brav weiter wachsen werden und in den meisten Fällen erst Mitte/Ende Mai ins Freie dürfen. In der Zwischenzeit können sie dann schon ganz schön viel Platz für sich beanspruchen. Plane also vorausschauend und weise in Bezug auf Entwicklungszeit und Menge der Jungpflänzchen.

Das richtige Saatgut

Bei der Saatgutwahl solltest du präferiert auf biologisches Saatgut zurückgreifen. Schließlich willst du nicht die ganze Arbeit für dein eigenes Gemüse und Obst aufwenden und dann trotzdem schädliche Stoffe in deinem Essen vorfinden.

Daneben ist es wichtig beim Kauf von Saatgut darauf zu achten, dass es nicht schon zu alt ist. Je Älter das Saatgut nämlich ist, desto schlechter wird in der Regel die Keimrate sein. Statt 5 Pflänzchen aus 5 Körnchen bekommst du dann etwa gerade mal ein Pflänzchen aus 5 Saatgut-Körnern.

Muse & Zeit

Jungpflanzen selbst schon so früh im Jahr vorzuziehen ist sicher keine zeitunintensive Tätigkeit. Du musst also damit rechnen, dass die Anzucht und Pflege deiner jungen Pflanzen ein beträchtliches Pensum deiner Zeit und deiner Muse in Anspruch nehmen wird. Auch wenn am Anfang nur das Abwarten, Tee trinken, Beobachten und Bewässern an der Tagesordnung stehen. Später wirst du neben der Geduld auch einen guten Plan (für regelmäßige Bewässerung und Regulation der Feuchtigkeit etwa) sowie etwas Spontanität (zB für den richtigen Zeitpunkt zum Vereinzeln) brauchen.

Zeit die wir uns nehmen, ist Zeit, die uns etwas gibt.

Ernst Ferstl

Der Geheimtipp für die Jungpflanzenanzucht

Verwende bei der Jungpflanzenanzucht Effektive Mikroorganismen. Diese fleißigen Helfer aktivieren das Bodenleben, tragen zur besseren Keimung bei, Stärken deine Pflanzen und halten Schimmelbildung vor allem bei der Jungpflanzen-Anzucht bestmöglich zurück. Das alles auf natürliche Weise, ganz ohne Chemiekeule.

Effektive Mikroorganismen kannst du einfach im Gartenmarkt oder bei verschiedenen Online-Anbietern bekommen. Achte dabei darauf, dass du EMa (a für aktiviert) kaufst, denn damit sind die Mikroorganismen nämlich sofort einsatzfähig. Du musst nur mehr auf die richtige Dosierung achten.

Fazit

Mit unserem ultimativen Guide für die Jungpflanzenanzucht hast du nun alles Wissen an der Hand, was du für das Abenteuer Jungpflanzen-Anzucht brauchst. Vielleicht dein neues Hobby entdeckt?

Wie du erfahren hast, brauchst du dafür eine Portion Muse und Zeit und musst ein paar Dinge beachten. Als Belohnung kannst du den Pflänzchen beim Wachsen zusehen und ihre Früchte ernten. Guter Deal oder?

Eines sei gesagt: Wer schon mal darauf gewartet hat, dass sich die ersten Keimlinge zeigen, der kann wahrlich verstehen wieviel Freude ein kleines grünes Keimblatt mit sich bringen kann.

Hier kannst du die Entwicklung verschiedener Pflanzen in der Timelapse ansehen:

Das könnte dir auch gefallen:

Mehr Gartentipps gesucht?

Wir versenden mit viel Bedacht Tipps direkt in deine Mailbox. Relevante Informationen, wenn es etwas zu berichten gibt.